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Die ,,Auflösung`` der Probleme der Subjektphilosophie

Dieser Vorschlag gerät ihm im nächsten Satz zur Tatsachenaussage: ,,Die Realitätsgarantie kann nur in der Art und Weise liegen...`` (Luhmann , 1997: 873; Hervorhebung K.A.), aus der sich wiederum die scheinbar durch die Autorität Kants gestützte Folgerung ergibt, daß dieser Mechanismus von einem psychischen System auf soziale Systeme übertragbar ist: :

,,Wenn es aber dies ist, was die ,Gleichartigkeit` (Kant) des Erkenntnisverfahrens mit der Gegenstandswelt, die es konstruiert, sichert: was spräche dagegen, nach anderen empirischen Systemen mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion15 zu suchen?

Der Fall des Gesellschaftssystems ist ein solcher Fall`` (Luhmann , 1997: 873)

Mit diesem Schluß ist die Auseinandersetzung Luhmanns mit Kant, zumindest was dieses Kapitel betrifft, weitgehend abgeschlossen. Ich werde mich deshalb bemühen, die weitere Darstellung der Luhmannschen Argumentation möglichst straff zu halten.

Im folgenden (Luhmann , 1997: 874) kommt Luhmann zu dem Ergebnis, daß, wenn der Subjektbegriff auf die Gesellschaft übertragen wird, es sich hier um ein Subjekt ohne andere Subjekte handelt. Die (von ihm hier nicht geleistete) Begründung hierfür liefert sein oben referiertes Verständnis von Gesellschaft als weltumspannendem Kommunikationszusammenhang: In dem Moment, wo zwei solcher Zusammenhänge miteinander in Verbindung treten, verschmelzen sie zu einem einzigen.16 Mit der Abwesenheit anderer Subjekte entfallen konsequenterweise auch die Probleme der ,,Subjektivität, [...der] Intersubjektivität [...und damit auch der] an Intersubjektivität ausgewiesenen Objektivität`` (Luhmann , 1997: 874). Was bleibt, ist die ,,Selbstbeobachtung`` eines nunmehr als Subjekt bezeichneten Kommunikationszusammenhangs.

Vom Problem der Intersubjektivität springt Luhmann nun zur Kommunikation, für die Intersubjektivität nicht mehr vorausgesetzt werden muß - dieses und andere ,,Probleme der Subjektphilosophie lösen sich dadurch auf`` (Luhmann , 1997: 874). Dabei übersieht Luhmann, daß er einerseits auf der Ebene der ,konventionellen` Subjekte, von denen eine Vielzahl existiert, argumentiert - ,,das dazu notwendige Bewußtsein [wird] zum Mitmachen bewogen`` (Luhmann , 1997: 874), andererseits aber das Problem Intersubjektivität nur auf der Ebene des Gesellschaftssystems ,,aufgelöst`` hat, weil es hier nur ein ,,Subjekt`` gibt. Aus dieser (meines Erachtens offensichtlich falschen) Prämisse folgt dann für ihn, daß sich Kommunikation nicht ,,auf ein Sozialapriori, nicht auf die ,Lebenswelt` oder oder auf sonst etwas zurückführen [läßt]`` (Luhmann , 1997: 875). Unabhängig davon, wie man diese Aussage und den nonchalanten Umgang mit philosophischen Termini bewerten möchte, bleibt festzuhalten, daß hier zumindest kein logischer Schluß vorliegt.


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Kai Arzheimer
2001-07-09