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Der Schlußteil des Kapitels 5.II

Damit glaubt Luhmann, das ,,Kernstück`` der Subjektphilosophie ,,herausgebrochen`` zu haben (Luhmann , 1997: 875), was zur Folge hat, daß auch deren ,,andere Probleme`` ,,problematisch`` werden. Gemeint ist damit lediglich, daß a) die Gesellschaft in ihrer ganzen Komplexität durch einen ,,Einzelmenschen`` nicht adäquat erfaßt werden kann, daß b) ,,kompetente`` externe Beobachter (d. h. vermutlich andere Gesellschaften) nicht zur Verfügung stehen und c) alles Beobachten der Gesellschaft deshalb ,,Selbstbeobachtung`` sein muß. Daraus wiederum ergibt sich, daß die Gesellschaft ,,weder als Subjekt noch als Objekt im klassischen Sinne`` verstanden werden kann (Luhmann , 1997: 875). Nur am Rande sei darauf hingewiesen, daß Luhmann aus der Perspektive des sozialwissenschaftlichen Mainstream hier offene Türen einrennt: Kaum ein Soziologe käme auf die Idee, die Gesellschaft als Subjekt zu verstehen; und daß es sich bei der Gesellschaft (oder allgemeiner: bei sozialen Phänomenen) um einen Gegenstand handelt, der vollständig und ,objektiv` beschrieben werden kann, würden auch die Vertreter eines (vermeintlichen) Neopositivismus kaum behaupten wollen.

Bei den Abschnitten auf den Seiten 876f. handelt es sich meines Erachtens im Kern um sprachliche Variationen über das Phänomen der Selbstbeschreibung und der daraus resultierenden Probleme, die inhaltlich nichts Neues mehr bringen. Von philosophischer Relevanz ist allenfalls noch Luhmanns apodiktisches, in dieser Form nicht überprüfbares Urteil, die ,,Mathematik des re-entry`` sei der Transzendentaltheorie überlegen, weil diese ,,,functional prerequisites``` benötige (Luhmann , 1997: 877), und die (aus konstruktivistischer Perspektive triviale) Bemerkung, daß ,,jede Formgarantie für Objekte`` entfällt, ,,wenn wir das Subjekt durch den Beobachter ersetzen`` und der Beobachter als autopoietisches System definiert wird (Luhmann , 1997: 878).


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Kai Arzheimer
2001-07-09